Odilienzeit

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Filme zum Thema Heilkräuter und Saatgut

Allgäuer Kräuter im Wandel der Zeit  (Titel anklicken)
Interviews mit den Allgäuer Kräuterexperten Gerti Epple, Wolf-Dieter Storl, Susanne Fischer-Rizzi, Tilman Schlosser und Adelheid Lingg.

Die Saatgutretter  (Titel anklicken)
Wichtig zu wissen: Das Saatgut ist die Grundlage der Landwirtschaft und ist hart umkämpft. Fünf Großkonzerne, überwiegend aus der Chemiebranche, dominieren in Europa die Produktion und machen ein Milliardengeschäft. Sie züchten Sorten, die Agrarchemie benötigen und die Landwirte nach jeder Ernte neu hinzukaufen müssen. Denn wer die Saat hat, hat das Sagen.Ein Filmbericht aus Frankreich und Deutschland

Gemüse: Züchter retten alte Sorten (Titel anklicken)
Wer alte Sorten anbaut, muss aufpassen: Mit dem Saatgut nicht zugelassener Pflanzensorten zu handeln, ist in Deutschland gesetzlich verboten. Warum tun es viele Gemüsezüchter trotzdem? Und warum ist dies so wichtig?




Herbstzeit – Wurzelzeit – Wurzelkraft

Die Tage werden kürzer und kühler. Bevor sich die Pflanzenwelt vollends zurückzieht, verabschiedet sie sich mit einem farbenprächtigen Farbenspiel und Erntesegen. Jetzt schenkt uns die Natur Früchte und Beeren in Hülle und Fülle, in denen die geballte Sonnenvitalität des Jahres versammelt ist. Daneben sind es die kraftvollen Wurzeln, in die die geballten Lebens- und Vegetationskräfte des Jahres gezogen sind. Hier finden wir Heilkräfte, die uns für die lange, kalte Winterzeit stärken können.

Von der Tag-und-Nachtgleiche bis zu Allerheiligen bzw. bis zum 8. November, und von Mariä Lichtmess am 2. Februar bis Mitte März ist traditionellerweise die beste Erntezeit für Wurzeln. Zwischen November und Anfang Februar, insbesondere während der Weihnachtszeit, haben unsere Vorfahren eine Ruhepause eingelegt.



Meerrettich
(Armoracia rusticana)

Familie: Kreuzblütler (Brassicaceae)


Der Meerrettich ist eine sehr Vitamin-C-haltige Wurzel, die nicht nur in der Küche als würzig-scharfe Beilage dient. Sie ist ein hochwirksames Heilmittel bei Infektions- und Atemwegserkrankungen. Ein pflanzliches Antibiotikum aus der Wurzel! Die Wurzel enthält antibiotisch, keimhemmend wirkende Senföle, die über die Niere und die Lungen ausgeschieden werden. Äußerlich wirkt der Meerrettich krampflindernd, erwärmend, durchblutungsfördernd.

Der Meerrettich eignet sich bestens zur Herstellung von Salben, Tinkturen, Wein und Hustensaft. Bei Kopfschmerzen, Migräne oder Nasennebenhöhlenentzündung kann die Wurzel frisch als Nackenkompresse verarbeitet werden; bei Muskelschmerzen und Weichteilrheumatismus kann eine frische Auflage Linderung hervorrufen.

Um ein langes Wurzelstück, ernten zu können, ohne dass es gleich abbricht, braucht es viel Kraft und Fingerspitzengefühl. Damit die Wurzeln möglichst frisch verwendet werden können, sollten sie im frostfreien dunklen Keller in Sand oder Erde einge-schlagen werden. Oder man friert kleine Stücke ein. Denn in gefrorenem Zustand kann der Meerrettich gut geraspelt werden. Jedoch Vorsicht beim Reiben der frischen Wurzeln: Sie sind stark haut- und schleimhautreizend! Deshalb darf die frische Wurzel auch nicht länger als 4 bis 6 Wochen angewendet werden.

Anwendungen, innerlich:
Innerlich wirkt der Meerrettich verdauungsfördernd, antimikrobiell und unterstützt mit den Senfölglykosiden die Eiweißverdauung; er hilft somit auch bei Blähungen und Völlegefühl. In der Volksheilkunde wird er als Blutreinigungsmittel und zur Darmsanierung eingesetzt.

Meerrettich-Hustensaft
Ein Wurzelstück grob raspeln und die doppelte Menge Honig dazugeben. Das Ganze über Nacht ziehen lassen. 3-mal tägl. ½ bis 1 TL bei Husten einnehmen. Maximal sieben Tage lang!

Rachenputzer
Frisch geriebenen Meerrettich mit der gleichen Menge Honig und etwas Ingwer und Zitronensaft mischen und 3 x tägl. 1 TL im Mund zergehen lassen. Desinfiziert den Rachenraum!

Anwendungen, äußerlich:
Meerrettichnackenauflage bei Atemwegserkrankungen und Sinusitis
Eine pflaumengroße Menge frisch geriebenen Meerrettich in ein Taschentuch einwickeln, sodass der Meerrettich auf einer Seite nur von einer Stofflage bedeckt ist. Mit dieser Seite die Kompresse ca. 2 bis 5 Min. lang auf den Nacken legen. Sobald die Auflage intensives Brennen hervorruft, die Kompresse entfernen und die gerötete Haut mit einem Pflegeöl einölen. Alle 1 bis 2 Tage die Auflage wiederholen (insgesamt max. 15 Tage) und bei guter Verträglichkeit bis höchstens 15 Min. auf dem Nacken belassen.

Meerrettichauflage
1 TL frisch geriebene Meerrettichwurzel dünn auf ein Stofftaschentuch auftragen und die vier Ecken zu einem Päckchen einschlagen. Das Ganze auf die rheumatisch schmerzende Stellen legen (oder mehrmals hintereinander auftupfen) und mit einem schützenden Tuch bedeckt ca. 3 bis 5 Min. belassen. Danach die geröteten Hautstellen mit Johanniskraut- oder Mandelöl einreiben.



Wald-Engelwurz
(Angelica sylvestris)
Erzengelwurz
(Angelica archangelica)

Familie: Doldenblütler (Apiaceae)


Die in unseren Wäldern heimische Wald-Engelwurz ist die kleine Schwester der bis zu 2,5 Meter hoch wachsenden Erzengelwurz, deren Heimat Nordeuropa ist. Beide bevorzugen feuchte Standorte. Mit ihren großflächigen, zweifach gefiederten Blättern, den kräftigen, rötlichen, hohlen Stängeln und ihren grünlich-weißen bis rötlichen, kugeligen Blütendolden ist die Erzengelwurz (aber auch die Wald-Engelwurz) eine stattliche, Respekt einflößende Erscheinung.

Nicht umsonst erhielten sie diesen ehrwürdigen Namen, der auch ihre überirdischen Heil- und Zauberkräfte verrät. Einer Legende zufolge soll der Erzengel Raphael persönlich einen kranken Einsiedler auf die Erz-engelwurz aufmerksam gemacht haben! Der Überlieferung nach war sie eine der wichtigsten Heilpflanzen während der Pestzeit, da sie die Menschen vor Ansteckungen schützen konnte. Volksnamen wie Angst-, Brust-, Magen-, Gift-, Zauber-, Liebes- oder Theriakwurz verraten, wie vielfältig sie in früheren Zeiten angewendet wurde.

Mit ihren Bitterstoffen und ätherischen Ölen wirkt die Engelwurz tonisierend, sekre-tionsfördernd, krampflindernd und galleanregend. In der klassischen Phytotherapie wird sie bei Appetitlosigkeit und Verdauungsbeschwerden wie Magenkrämpfe, Völle-gefühl oder Blähungen empfohlen. Sie ist aber auch eine sehr kräftigende und nerven-stärkende Pflanze, die sich bestens eignet sowohl in Zeiten erhöhter körperlicher oder seelisch-geistiger Belastung als auch bei Schwächezuständen und in der Rekonvaleszens. In der Volksheilkunde wird sie darüber hinaus gegen Vergiftungen, Verwun-dungen, bei Menstruationsbeschwerden und Atemwegserkrankungen verwendet.

Inhaltsstoffe:
Ätherische Öle, Bitter- und Gerbstoffe, Pflanzensäuren, Cumarine, Furanocumarine.

Anwendungen, innerlich:
Tee, Tinktur, Öl, Heilwein, Likör (Benediktiner, Chartreuse).

Anwendungen, äußerlich:
Kräuterkissen, aromatische Bäder.

Nebenwirkungen:
Fotosensibilität bzw. Kontaktekzeme durch Furanocumarine. Beim Ernten der Wurzel an sonnigen Tagen sollten deshalb Handschuhe getragen werden.

Wurzelwein
Zutaten:  ¼ TL Löwenzahnwurzel, ¼ TL Wegwartenwurzel und ¼ TL Angelikawurzel (oder Kalmus, Galgant, Enzian- oder Ingwerwurzel bei «innerer Kälte») sowie 50 ml Likörwein.

Die frischen oder getrockneten Wurzeln (bei frischen Wurzeln doppelte Menge wie oben angegeben) sehr klein schneiden und in ein Glas geben. Mit 50 ml bzw. 100 ml Vinum liquorosum (17–18%igem Likörwein, z.B. Goldmuskateller, Portwein oder Malaga) auffüllen. 5 bis 7 Tage stehen lassen, tägl. kräftig schütteln, dann durch einen Papierfilter oder Stoff abgießen.

Zur Tonisierung, Kräftigung und Verdauungsförderung: 
2 x tägl. 1 EL vor dem Essen einnehmen.

Wurzeltinkturen
Zutaten:  Frische oder getrocknete Wurzelstücke (z.B. aus Angelika, Blutwurz, Beifuss, Nelkenwurz, Beinwell, Klette);
Alkohol (Wodka, Weinbrand, unvergälltem Äthanol, ca. 45–50%). Dies ist für den inneren und äußerlichen Gebrauch. Nur für den äußerlichen Gebrauch und Kosmetik kann man auch Äthanol mit 0,1 % Kampfer vergällt verwenden.

Die frisch gewaschenen, klein geschnittenen, evtl. im Mörser zerstoßenen Wurzelstücke in ein Glas mit weiter Öffnung und gutem Verschluss geben. Das Glas sollte etwa zu einem Drittel bis zur Hälfte gefüllt sein.
Die Wurzeln mit dem Alkohol übergießen, bis das Glas voll ist.
Gut verschließen, etikettieren mit Datum und Name der Pflanze. An einem kühlen, dunklen Ort 3 bis 5 Wochen ausziehen lassen, wenn möglich täglich schütteln.
Danach das Ganze durch ein Filterpapier oder Gazetuch filtern. In dunkle Flaschen abfüllen, gut verschließen und etikettieren. Vor Licht, Wärme und Sauerstoff geschützt halten Tinkturen einige Jahre.



Erntesegen – vitaminreiche Wildfrüchte


Hagebutte, Hundsrose
(Rosa canina)

Familie: Rosengewächs (Rosaceae)

Die leuchtend roten Hagebutten bzw. Heckenfässchen (Hag = Hecke und Butte = Fässchen) sind die Früchte der Hecken- bzw. Hundsrose, eine Wildform aus der vielfältigen Rosenfamilie.
Die wertvollen Hagebutten der Hundsrose sind im Vergleich zu denen anderer Rosen erst im Oktober und November reif. Die in den sogenannten Fässchen enthaltenen Härchen kennen wir noch aus unseren Kindheitstagen, in denen wir sie als beliebtes «Juckpulver» einsetzten.

Die Früchte (Cynosbati fructus cum semine) enthalten reichlich Vitamin C und Mineralien, wodurch sie unsere körpereigenen Abwehrkräfte und unser Immunsystem stärken. Erstaunlich ist, dass das Vitamin C in der Teezubereitung weitgehend erhalten bleibt, auch wenn man den Tee kurz aufkocht.
So sollten wir 2 bis 3 Teelöffel Hagebuttenschalen einmal aufkochen und dann 30 Minuten ziehen lassen oder die gleiche Menge in ¼ Liter kaltem Wasser über Nacht einweichen und erst am nächsten Tag kurz aufkochen; dann abgießen, mit Honig süßen und warm trinken. Um unsere Abwehrkräfte zu stärken, sollten wir über mehrere Wochen 3-mal täglich 1 Tasse trinken.

Inhaltsstoffe der Hagebutten:
Vitamin C, Flavonoide, Vitamin A, B, E, K, Anthocyane, Karotinoide, Mineralien wie Eisen, Magnesium u.a., ätherische Öle, Lectihin, Vanillin und Fruchtsäuren.

Anwendungen, innerlich:  Tee, Hagebuttenmus/-mark («Hägemark», in der Schweiz «Buttemost»), Wein, Likör, Sirup, Öl.

Neben der Resistenzsteigerung fördern die Hagebutten den Stoffwechsel und wirken entzündungshemmend, schmerzlindernd und antioxidativ.
Die Kerne selbst (Cynosbati Semen) wirken mild harntreibend. Der «Kernlestee», aus den kleinen, von Haaren befreiten Hagebuttensamen, dient zur Durchspülung bei rheu-matischen Erkrankungen und Blasen-Nieren-Leiden. Wissenschaftliche Studien fanden heraus, dass das Hagebuttenpulver der Hundsrose schmerzlindernd bei Gelenkrheumatismus ist, da es in die entzündlichen Prozesse ein-greift.

Hagebutten-Likör
Zutaten:  100 g Hagebutten, evtl. 1 Stange Zimt, 260 g Kandiszucker, 1 Flasche Korn 32%

Die Hagebutten von Stielen und Blütenansätzen befreien und mit Kandis, Zimtstange und Korn in ein Gefäß geben. An einem sonnigen Platz ca. 8 Wochen ziehen lassen, dann abfiltern und in Flaschen füllen. Anschließend den Likör ein gutes halbes Jahr noch reifen lassen. Der Likör ist nach einem deftigen Essen gut geeignet.



Schwarzer Holunder
(Sambucus nigra)

In früheren Zeiten galt der Holunder als heilig. Als «Wohnsitz des guten Hausgeistes», der germanischen Göttin Holda bzw. Frau Holle, die über Leben und Tod herrschte, genoss der Holunder große Wertschätzung. An jedem Hof, an jeder Scheune wuchs ein Holderstrauch, um Mensch und Vieh vor Unheil und Krankheiten zu schützen. Früher verwendete man Rinde, Beeren, Blätter und Blüten, heute dagegen kommen vor allem die Blüten als schweißtreibendes Mittel bei (fiebrigen) Erkältungen und teilweise die Vitamin-C-haltigen, flavonoidhaltigen Beeren als Saft zum Einsatz.

Beeren: entzündungshemmend, durch ihren hohen Vitamin-C-Gehalt erhöhen sie die Widerstandskraft gegen Infekte.

Rezept:  Holler-Likör
150 g Holunderbeeren, 100 g Zucker/Kandiszucker, 1 Stange Zimt,
1/4 Liter Schnaps (Obstbrand)
Die Holunderbeeren waschen, putzen und etwas trocknen. Mit Zucker, Zimt und Obstbrand in einer dunklen Flasche ca. 6 Wochen ziehen lassen, dann absieben und umfüllen.

In Likören werden vitaminreiche Früchte und Beeren auf angenehme Weise haltbar gemacht. Sie sind erwärmende, verdauungsfördernd und etwas für den Genuss!

Rezept für Fruchtliköre:
200g Wildfrüchte, 120 g Kandiszucker, 750 ml 32%igen Korn
Mindestens zwei Monate lang in einem verschlossenen Gefäß ziehen lassen. Dann absieben und in schöne Flaschen füllen! Etikettieren.



Licht- und Sonnenkraft
durch Sommerkräuter

Um die Zeit der Sommersonnenwende, wenn die Sonne ihren höchsten Stand hat und uns die längsten Tage des Jahres schenkt, wirken die Lichtkräfte am stärksten. In dieser Zeit entfalten die Mittsommerpflanzen intensive Heilkräfte: Sie reichern besonders viele ätherische Öle in ihren Blüten, Blättern und Wurzeln an und strotzen nur so vor kräf-tigen Inhaltsstoffen. Es ist die beste Zeit, diese sonnengetränkten Heilpflanzen zu sammeln und zu trocknen sowie Blütenölauszüge, Blütenessenzen oder wohl-schmeckende Sirupe herzustellen, um die stärkende, goldene Lichtkraft auch in dunklen Tagen zur Verfügung zu haben.

Johanniskraut und Lavendel: sonnendurchtränkt

Beide Sommerpflanzen sind ein wahrer Gesundbrunnen für uns und unsere gestressten Nerven und helfen uns, unser inneres Gleichgewicht zu finden. Das Johanniskraut ist ein nebenwirkungsfreies Antidepressivum sowohl bei leichten und mittleren Depressionen als auch bei der sogenannten «Winterdepression», die wir dieses Jahr besonders erleben konnten. Die stimmungsaufhellende Nervenpflanze gibt uns Sonnenkräfte, wenn unsere Seele dunkel und schwermütig ist und wirkt wie eine «Lichttherapie von innen».
Der Lavendel ist ein nebenwirkungsfreies «Beruhigungsmittel». Er verhilft uns, nach einem körperlich und geistig anstrengendem Arbeitstag am Abend zur Ruhe zu kommen und einen erholsamen Schlaf zu finden.
Beide sind hervorragende harmonisierende und stabilisierende Heilungsmittel für Körper, Seele und Geist in Zeiten der Reizüberflutung, Überforderung und Überbeanspruchung.



Johanniskraut
(Hypericum perforatum)

Das Johanniskraut mit seinen wie kleine leuchtende Sonnenräder wirkenden Blüten gilt als die Sonnenpflanze schlechthin. Es erhielt seinen Namen von Johannes dem Täufer, dessen Gedenktag drei Tage nach der Sonnwende ist. Als lichtliebende Pflanze ist sie vor allem auf sonnendurchfluteten Wiesen und Waldlichtungen zu finden.

Betrachten wir Johanniskrautblüte von Nahem, erkennen wir am Rand dunkle Punkte. Zerreiben wir sie dann zwischen den Fingern, tritt ein rotbrauner Saft aus ihnen heraus. Halten wir dann die Blätter gegen die Sonne, sehen wir, dass sie wie mit Nadeln durchstochen aussehen. Es sind transparente Öldrüsen, in denen fette Öle, Harze und ätherische Öle angereichert sind. Darin enthalten ist der rote Farbstoff Hypericin, einer der Hauptwirkstoffe der Pflanze.
Bereits früher erkannten die Menschen in der roten Farbe die Fähigkeit der Pflanze, Sonnenkräfte zu speichern. Wissenschaftliche Studien haben bestätigt, dass das Hypericin unseren Zellstoffwechsel anregt, die Zellatmung aktiviert und so unserem Körper neue Energie zuführt.

Paracelsus, Arzt, Alchemist und Naturforscher im 16. Jahrhundert, lobte das Johanniskraut als «Universalmittel mit höchster Wirkkraft».

In zwei Hauptanwendungsgebiete kann die Heilwirkung des Johanniskrautes untergliedert werden:
innerlich als Nervenmittel bei depressiven Verstimmungszuständen, Ängsten, nervöser Unruhe, Erschöpfung, Schlafstörungen, Wetterfühligkeit, Wechseljahrbeschwerden;
äußerlich als Wundheilmittel bei Schnitt- und Schürfwunden, Prellungen, Verstauchungen und Verrenkungen, Verbrennungen 1. Grades, Sonnenbrand, Muskel- und Nervenschmerzen, Gürtelrose sowie Hexenschuss.
Ebenfalls eignet es sich zur Pflege spröder und trockener Haut und es ist ein wunderbares Mittel bei Neurodermitis. Eine Fotosensibilisierung ist möglich, kommt aber äußerst selten vor.

Wirkung:  Innerlich: stimmungsaufhellend, antidepressiv, beruhigend;
äußerlich: entzündungs-hemmend, antibakteriell, antiviral, durchblutungsfördernd, schmerzlindernd, ent-spannend.

Inhaltsstoffe:
Hypericine, Hyperforin, Flavonoide, Gerbstoffe, ätherisches Öl u.a.

Darreichungsformen:
Tee, Tinktur, Öl, Frischpflanzenpresssäfte, Fertigpräparate.


Verschiedene Zubereitungen

Tee
2 TL (2 g) Droge mit 150 ml kochendem Wasser übergießen und nach 5 bis 10 Min. abgießen, 2–5 Monate lang 2–3x tägl. 1–2 Tassen trinken.

Teemischung gegen Wetterfühligkeit:
Je 20 g Johannis-, Schafgarben- und Passions-blumenkraut, Melissenblätter und Lavendelblüten. 7 Min. ziehen lassen. Bei Bedarf 3x tägl. 1 Tasse trinken.

Tee gegen Wechseljahrbeschwerden:
Je 20 g Johannis- und Schafgarbenkraut, Löwen-zahn-, Melissen- und Salbeiblätter, Weißdornblätter und -blüten sowie Hopfenzapfen. Nach 7 Min. abseihen. 6 Wochen lang 3x tägl. 1 Tasse lauwarm trinken; nach einer 6- bis 12-wöchigen Pause erneut.

Johanniskrautöl (Rotöl)
Ein Glas locker mit frisch geöffneten Blüten, Knospen und jungen Früchten zu Dreiviertel füllen. Das Ganze mit gutem, kalt gepresstem Olivenöl übergießen und ca. eine Woche lang unverschlossen, nur mit einer Kompresse bedeckt, damit die Feuchtigkeit entweichen kann, der Sonne aussetzen. Dann das Glas verschließen und weitere 3 bis 5 Wochen in der Sonne stehen lassen, bis der Inhalt rubinrot leuchtet. Das Rotöl durch ein Papier- oder Stoffsieb abfiltern und in dunkle Fläschchen abfüllen. Kühl aufbewahren! Es ist ca. 1 Jahr haltbar und kann innerlich und äußerlich angewendet werden.



Echter Lavendel
(Lavandula angustifolia)

Wer kennt sie nicht, die tief blau-violetten Lavendelfelder der Provence, die einen würzig-aromatischen Duft verströmen und Seele und Sinne beruhigen, sodass wir die Seele baumeln lassen können? Der Halbstrauch liebt sonnige, eher magere Standorte und wächst bis hoch in die Berge hinauf.

Lavendel leitet sich ab vom lateinischen Wort «lavare» (das heißt «waschen»). Bereits die Römer badeten mit Vorliebe mit Lavendel, um ihr Wohlbefinden zu steigern. Er reinigt Körper und Seele, vertreibt böse Geister und unreine Gedanken, stärkt das Ich und ist ein bittrer Trank gegen Leberleiden, so fasste Hildegard von Bingen die Heil-wirkungen dieser Sommerpflanze zusammen.

Diese «blaue Blume» wirkt Wunder, wenn die Gedanken kreisen und die Seele nachts nicht zur Ruhe kommt. Leiden wir unter Einschlafstörungen und Unruhezuständen sowie Nervosität, Reizbarkeit und Stress leiden, die oft mit nervösen Magen- und Darmbeschwerden, Krämpfen und Blähungen einhergehen, dann ist der Lavendel als Tee oder in einer Teemischung angesagt. Denn der Lavendel fördert unseren Schlaf und wirkt angstlösend.

Ätherisches Lavendelöl hilft rasch schmerzlindernd, entzündungshemmend und regenerationsfördernd bei Wunden, Verbrennungen, Verbrühungen und Sonnenbrand. Als einziges ätherisches Öl kann es pur aufgetragen werden!

Wirkung:
Innerlich: beruhigend, entspannend, krampflösend, schlaffördernd, kreislauftonisierend, angstlösend; äußerlich: wundheilend, desinfizierend, entzündungs- und keimhemmend.

Inhaltsstoffe:
Ätherische Öle, Gerbstoffe, Cumarine, Flavonoide, Saponine, Phytosterole.

Darreichungsformen:
Innerlich: Tee, Tinktur, Fertigpräparate; äußerlich: Öl, Schlafkissen, Badezusatz, Inha-lation, Aromatherapie (ätherische Ölauflage, Aromalampe u.a.).


Verschiedene Zubereitungen

Tee
1–2 TL Droge mit 1 Tasse heißem Wasser übergießen und 5 Min. bedeckt ziehen lassen. Vor dem Essen wirkt er appetitanregend, nach dem Essen verdauungsfördernd; am Abend beruhigend.

Antistress-Teemischung:
je 20 g Blüten von Lavendel, Rose, Linde, Orange und Schafgarbe sowie 20 g Melissenblätter. 7 Min.  ziehen lassen. Bei Bedarf 3x tägl. 1 Tasse trinken.

Tee zur äußeren Anwendung:
Badeteemischung für ein Vollbad: 30 g Lavendelblüten, 20 g Melissenblätter und 10 g Rosenblütenblätter. 10 Min ziehen lassen.

Lavendelsirup
120 g Zucker bei schwacher Hitze in 150 ml Wasser auflösen, zum Kochen bringen und 5 Minuten ziehen lassen. Den Topf vom Herd nehmen, 9 Lavendel-blütenstängel hineingeben und 24 Stunden darin ziehen lassen. Danach die Stängel ent-fernen, den Sirup in Flaschen abfüllen und im Kühlschrank aufbewahren. Er ist ca. 2 Wochen haltbar. Der Sirup ist ein wunderbares Sommergetränk und eignet sich hervorragend zum Aromatisieren von Desserts.



Frühjahrskur mit reinigenden und vitalisierenden Pflanzen

Um die Frühlings-Tag-und-Nachtgleiche erwacht das Leben in der Natur. Endlich ist es soweit! Es zieht uns nach draußen, um Licht und Wärme zu genießen und die Natur mit allen Sinnen zu erleben. Überall beginnt es zu grünen und zu sprießen. Jetzt ist es Zeit für eine Frühjahrskur mit einer heilsamen Reinigung für Körper, Seele und Geist.

Während des Winters nehmen wir vitaminärmere und kohlenhydratreichere Nahrung zu uns. Auch bewegen wir uns weniger und halten uns weniger an der frischen Luft auf. Da unser Stoffwechsel und unsere Ausscheidung im Winter träger ist, kann es zu Gewichtszunahme, Hautproblemen, Müdigkeit, Kopfschmerzen, Verdauungsstörungen oder gar zu rheumatischen Beschwerden kommen.

Durch ihre geballte Grünkraft sind die Frühlingspflanzen unglaubliche Fitmacher. Durch diese Körperreinigung kann auch unsere Seele und unser Geist von Winterschlacken, Unlust, Trägheit und inneren Blockaden befreit werden. Dann fühlen wir uns wieder innerlich und äußerlich verjüngt, erneuert und gekräftigt.

Entscheiden wir uns für die Frühjahrskur, sollte sie 3 bis maximal 10 Wochen dauern. Doch aufgepasst: In dieser Zeit ist es wichtig, auf üppiges, schweres Essen und auf Genussgifte wie Alkohol, Nikotin und Kaffee zu verzichten. Stattdessen sollten wir reichlich trinken. Zu den jeweiligen Heilkräutertees muss immer auf reichliche zusätzliche Flüssigkeitszufuhr geachtet werden, um die gelösten Giftstoffe auch in Lösung bringen und ausscheiden zu können. Das bedeutet, man muss zusätzlich zu den 3 bis 5 Tassen Tee pro Tag 2 Liter Flüssigkeit in Form von verdünnten Gemüse- oder Obstsäften, dünnen Brühen oder einfach nur heißes Wasser trinken. Das Motto der Kur lautet also: Trinken, trinken, trinken!

Brennnessel und Birke:
Zwei ausscheidungsfördernde Heilpflanzen

Der Sinn einer Frühjahrskur ist deshalb, die Aktivierung der Stoffwechsel- und Entgiftungsfunktion mit harntreibenden Stoffwechseltees. Ausgeschieden werden sollen über die Nieren Stoffwechselendprodukte, Umweltschadstoffe und andere Gifte, die unser Körper aufgenommen und die sich in Organen und im Bindegewebe abgelagert haben und uns belasten. Die Brennnessel und die Birke sind dafür bestens geeignet.


Große Brennnessel (Urtica dioica) und
Kleine Brennnessel (Urtica urens)

Obwohl als Unkraut verspottet und verkannt, ist die Brennnessel eine der wirksamsten Pflanzen der Natur! Sie ist heute fast weltweit verbreitet. Heilkundlich verwendet werden zwei Arten: die weiter verbreitete mehrjährige Große Brennnessel und die einjährige Kleine Brennnessel. Die einjährige ist zierlicher und zarter in der Gestalt, dafür stärker in der Wirkung.

Wohl jeder hat bereits unangenehme Erfahrungen mit der Brennnessel gemacht. Denn an Blättern und Stängeln beider Arten befinden sich viele kleine Brennhaare, die bei der geringsten Berührung brechen und sich in die Haut bohren, ein brennendes Stoffgemisch aus Acetylcholin, Histamin und Ameisensäure sofort injizierend und Quaddeln bildend. Wer litt nicht schon an diesem stechenden Juckreiz!?

Mit ihren vielen Mineralstoffen wie Kieselsäure, Kalium, Kalzium, Eisen, Magnesium sowie den Vitaminen A und C ist die Brennnessel eine Powerpflanze ohnegleichen. Ihre jungen, zarten Blätter eignen sich ab März hervorragend als harntreibender Tee oder für die Wildkräuterküche. Die Heilwirkung des Krautes ist enorm: Es wirkt blutreinigend, blutbildend, entgiftend, harntreibend, harnsäureausscheidend, blutzuckersenkend, stoffwechselanregend und verdauungsfördernd. Eingesetzt wird die Brennnessel zur Entgiftung der Niere und zur Durchspülung bei entzündlichen Erkrankungen der ableitenden Harnwege. Auch unterstützt sie die Behandlung rheumatischer Beschwerden und wird zur Vorbeugung und Therapie degenerativer, arthrotischer und neuralgischer Leiden eingesetzt. Nur bei Ödemen infolge eingeschränkter Herz- oder Nierentätigkeit sollte die Brennnessel auf keinen Fall verabreicht werden.

Erntetipps:
Bevor die Pflanze zu blühen beginnt, erntet man, mit Schere und Handschuhen ausgerüstet, die oberen Triebe. Dann verwendet man sie entweder frisch oder lässt sie trocknen.

Darreichungsformen:
Tee, Tinktur, Gel, Frischpflanzenpresssaft, Wildgemüse; Brennnesselwasser: eine 2-l-Schale mit kaltem Wasser füllen und mit frischen Brennnesseltrieben bedecken. 2 Std. ziehen lassen, abgießen und über den Tag verteilt trinken und zur Nahrungszubereitung mit verwenden.


Verschiedene Zubereitungen

Der Klassiker: Tee
2 TL (2 g) frische oder getrocknete Droge mit 150 ml siedendem Wasser übergießen und nach 10 bis 15 Min. abgießen, 3–4 x tägl. 1 Tasse trinken. Da der reine Brennnessel-Tee nicht sehr wohlschmeckend ist, kann man ihn mit ein wenig Fenchelsamen verbessern.

Die Mischung: Blutbildungstee
40 g Brennnesselblätter mit je 20 g Schafgarbenkraut, Rosmarin- und Melissenblätter 7 Min. ziehen lassen. 6 Wochen lang 3-mal tägl. 1 Tasse trinken.

Wildkräuterküche
Bereits unsere Vorfahren verwendeten die Brennnessel in der Neunkräutersuppe, auch Gründonnerstagssuppe genannt. Sie gibt Kraft und Energie. Der eigenen Kreativität sind keine Grenzen gesetzt. Die jungen Blätter lassen sich in Salat, Kräuterbutter, Suppen, Saucen, Aufläufen, als Gemüse oder in Bierteig sowie in Frikadellen verarbeiten. Guten Appetit!


Birke (Betula pendula)

Die Birke mit ihrer schlanken, jugendlichen Gestalt und ihrem zarten, frischen Grün gilt als Symbol des Frühlings, des wieder erwachenden Lebens, der Fruchtbarkeit und der Jugendlichkeit. Sie wurde früher der Frühlingsgöttin zugeordnet. Nicht umsonst wird sie bis heute als traditioneller Maibaum eingesetzt.

Als sogenannter «Nierenbaum» regt die Birke mit ihren harntreibenden und entzündungshemmenden Wirkstoffen die Nierenfunktion an und führt zu einer vermehrten Wasser- und Salzausscheidung. Sie wirkt mild entwässernd, ohne das Nierengewebe zu reizen. Und sie regt den Stoffwechsel an. Deshalb wird sie innerlich als Durchspülungstherapie bei Erkrankungen der ableitenden Harnwege, gegen Harnsteinbildung, Nierengrieß, zur unterstützenden Behandlung rheumatischer Beschwerden und bei Hautleiden. Nur bei Ödemen infolge von Herz- oder Niereninsuffizienz sollte die Birke nicht eingesetzt werden.

Inhaltsstoffe:
Flavonoide, Saponine, ätherische Öle, Harze, Gerb- und Bitterstoffe, Vitamin C, Kalium und Kalzium.

Darreichungsformen:
Tee, Frischpflanzensaft, Präparate.
Der frisch gewonnene, zuckerhaltige Birkensaft, von dem man täglich 1 bis 2 Gläser trinkt, vitalisiert und stärkt den Organismus, reinigt die Haut sowie fördert die Ausscheidung der Harnsalze.


Verschiedene Zubereitungen

Tee
1 TL (2 g) Droge mit 1 Tasse heißem Wasser übergießen und 15 Min. ziehen lassen. Mehrmals täglich 1 Tasse bis insgesamt 1 Liter trinken.

Teemischung für die Frühjahrskur: 20 g Birkenblätter, 20 g Brennnesselblätter,
20 g Löwenzahnblätter, 20 g Hohlzahnblätter, 20 g Gänseblümchenblätter, 15 Min. ziehen lassen, 3 bis max. 10 Wochen lang 3-mal tägl. 1 Tasse trinken.

Tee zur äußeren Anwendung: Ein Absud kann zu Waschungen oder als Badezusatz bei Hautausschlägen oder Fußschweiß eingesetzt werden.

Wildkräuterküche
Die jungen, noch glänzenden Blätter und die Knospen eignen sich hervorragend für Salate oder als Zugabe zu einem Frühlingsquark. Die mild schmeckenden Blättchen kann man in Öl mit Kräutersalz in der Pfanne rösten und dann in Suppen, Gemüsegerichte oder auf den Salat streuen.




Abwehrstärkende Heilkraft
aus heimischen Pflanzen

Während der Wintermonate, wenn Kälte und Nässe durchs Land ziehen und wir nur selten die Sonne zu Gesicht bekommen, können wir uns kaum erwehren, nicht von einer Erkältung und gar einer Grippe heimgesucht zu werden. Immer wieder aufs Neue hoffen wir, dass wir wenigstens diesmal verschont bleiben. Und dennoch erwischt es uns immer wieder.
Was können wir zunächst vorbeugend oder bei den ersten Anzeichen einer Erkrankung tun? Welche Heilpflanzen können uns dabei helfen? Bewährte pflanzliche «Hausmittel» – richtig angewendet – gehören inzwischen zu den meist genutzten Heilmitteln und eignen sich bestens zur Selbstmedikation. Sie unterstützen und stimulieren die körpereigenen Regulationskräfte. Mit ein wenig Geduld und Ausdauer können deshalb die Heilpflanzen wichtige Begleiter in der kalten Jahreszeit sein.


Zwei abwehrstärkende, immunstimulierende Pflanzen
als Prophylaxe

Bringen wir unseren Körper zum Schwitzen, werden die Abwehrkräfte gesteigert. Hierfür eignet sich eine Schwitzkur mit Hilfe von heißen Erkältungstees, Fußbädern und eines heißen Bades aus Holunder- und/oder Lindenblüten am Nachmittag oder Abend. Hierfür muss auf einen stabilen Kreislauf geachtet werden und es darf kein Fieber vorhanden sein. Anschließend legt man sich in warme Decken und gönnt sich Bettruhe. Bei einem solchen «Heilschlaf» können bereits die ersten Symptome gelindert oder gar gestoppt werden.


Schwarzer Holunder
(Sambucus nigra)

Haben wir vorgesorgt und im Frühsommer die Blüten des Schwarzen Holunders gesammelt und getrocknet, können wir sie beim ersten Erkältungsanflug aus dem Vorratsschrank nehmen und für die Tee- oder Badzubereitung gleich verwenden. Vielleicht haben wir auch eine Flasche Holunderbeerensaft zu Hause, den wir jetzt gerne mit heißem Wasser verdünnt trinken.

Pflanzenporträt
In früheren Zeiten galt der Holunder als heilig. Als «Wohnsitz des guten Hausgeistes», der germanischen Göttin Holda bzw. Frau Holle, die über Leben und Tod herrschte, genoss der Holunder große Wertschätzung. An jedem Hof, an jeder Scheune wuchs ein Holderstrauch, um Mensch und Vieh vor Unheil und Krankheiten zu schützen. Früher verwendete man Rinde, Beeren, Blätter und Blüten, heute dagegen kommen vor allem die Blüten als schweißtreibendes Mittel bei (fiebrigen) Erkältungen und teilweise die Vitamin-C-haltigen Beeren als Saft zum Einsatz.

Erntetipps
Die Blütendolden werden gleich nach dem Aufblühen im Mai bis Juli (je nach Standort) am besten mittags bei trockenem, warmem Wetter abgeschnitten und an einem warmen, schattigen Ort möglichst rasch getrocknet. Die im August und September reif werdenden schwarzen Beeren werden ebenfalls gesammelt, um sie entweder im Dörrgerät (oder im Backofen) zu trocknen oder um aus ihnen Saft herzustellen.

Darreichungsformen
Blüten: Tee, heißer Holunderblütensirup, Schwitzkur (1/2 l Tee und gleichzeitig ein Holunderblütenbad oder –fußbad; Beeren (nur gekocht!): Holunderbeerensaft («Fiebersaft» genannt).
Nebenwirkungen/Gegenanzeigen: Keine bekannt.

Wirkungen
Blüten: schweißtreibend, entzündungshemmend, resistenzsteigernd, bei verschleimtem Husten sekretlösend;
Beeren: entzündungshemmend, durch ihren hohen Vitamin-C-Gehalt erhöhen sie die Widerstandskraft gegen Infekte.

Inhaltsstoffe
Blüten: ätherisches Öl, Flavonoide, Gerbstoffe, Schleim u.a.
Beeren: Flavonoide, Vitamin C u.a.


Verschiedene Zubereitungen

Tee
1 TL (2–3 g) Droge mit 150 ml heißem Wasser überbrühen und 7 Min. bedeckt ziehen lassen. Mehrmals tgl. 1 bis 2 Tassen so heiß wie möglich trinken, besonders in der zweiten Tageshälfte.

Holunderblütensirup
1 ½ l Wasser zum Kochen bringen. 1 kg Zucker einrühren und so lange auf kleiner Flamme köcheln lassen, bis der Zucker sich völlig aufgelöst hat. Dann abkühlen lassen und 20 g Zitronensäure in die Zuckerlösung geben. 20 Holunderblütendolden in ein großes Gefäß geben, 3 in Scheiben geschnittene Bio-Zitronen dazugeben und mit der erkalteten Zuckerlösung übergießen. Gut zugedeckt 5 Tage stehen lassen, das Ganze immer wieder gut umrühren. Danach abgießen, in ausgekochte Flaschen füllen, gut verschließen und kühl lagern. Mit heißem Wasser verdünnt in der kalten Jahreszeit trinken!

Holunderbeerensaft
Ein Litergefäß entstielte Beeren mit ¼ l Wasser, der abgeriebenen Schale und dem Saft einer Zitrone zusammen im Dampfentsafter entsaften mit 50 bis 100 g Zucker süßen. Noch heiß in ausgekochte Flaschen abfüllen und verschließen.

Antigrippetrunk
200 ml Holunderbeerensaft mit 600 ml Wasser, 2 Gewürznelken, 1 bis 2 Scheiben Ingwer und ¼ zerstoßener Zimtstange zusammen erhitzen (nicht kochen!), mit etwas Honig süßen und so heiß wie möglich trinken: 1 bis 5 Tage lang 3- bis 4-mal täglich 1 Tasse.



Linde –
Sommer-Linde
(Tilia platyphyllos),
Winter-Linde
(Tilia cordata)

Viele von uns kennen sicherlich den Lindenblütentee aus der Kindheit: Wie wir ihn mit Honig gesüßt von der Mutter ans Bett gebracht bekommen haben, wenn wir mit einer fieberhaften Erkältung im Bett lagen. Und wir können uns gut erinnern, wie wir kräftig schwitzen mussten, aber auch wie wohltuend und beruhigend wir es anschließend erlebt haben. Deshalb bereiten wir auch heute noch gerne einen Lindenblütentee, den wir auch oft mit Holunderblüten ergänzen, sobald jemand in der Familie eine Erkältung oder eine Grippe hat.

Pflanzenporträt
Seit Urzeiten steht die Linde dem Menschen sehr nahe. Sie ist der Volksbaum schlechthin. Wie kein anderer Baum hat sie die Herzen der Menschen erobert und sich in das Leben und Denken der Menschen Europas tief eingeprägt. Sie ist der viel geliebte und von Dichtern und Sängern verehrte Baum. Die Linde gilt als Kult-, Sagen-, Mythen- und Zauberbaum; sie ist Haus-, Gedenk- und Schutzbaum, aber auch der Baum der Verliebten, Park- und Alleebaum sowie ein dankbarer Schattenspender. Und sie ist Symbol ehelicher Liebe, der Güte, der Gastfreundschaft und Bescheidenheit. Unter ihrem ausladenden Blätterdach spielte sich früher das soziale Leben eines Dorfes ab. Bis 1000 Jahre können Linden alt werden.
Medizinisch genutzt werden die Blüten sowohl der Sommerlinde (Tilia cordata) als auch der Winterlinde (Tilia platyphyllos).

Erntetipps
Die Blüten werden im Juni bei Blühbeginn, gleich nach dem Aufblühen, zusammen mit dem gelblich-weißen Hochblatt am späten Vormittag bei trockenem, warmem Wetter geerntet. Anschließend werden die Blüten möglichst rasch an einem warmen, schattigen Ort getrocknet.

Darreichungsformen
Tee, Teekompressen, Auflagen, Mundspülung, Fußbad, Bad (mit anschließender Bettruhe, nur bei stabilem Kreislauf!).

Nebenwirkungen/Gegenanzeigen: Keine bekannt.

Wirkungen
Schweißtreibend, fiebersenkend, reizlindernd, wärmend, auswurffördernd, schwach krampflösend, leicht beruhigend, schlaffördernd, abwehrsteigernd; lindert trockenen Reizhusten.

Inhaltsstoffe
Schleimstoffe, Flavonoide, Gerbstoffe, ätherisches Öl, Saponine , Vitamin C und P u.a.

 

Verschiedene Zubereitungen

Tee
1 TL (2 g) Droge mit 150 ml heißem Wasser überbrühen und abgedeckt 5 bis 7 Min. ziehen lassen. Bei Bedarf mit Honig, eventuell sogar mit Lindenblütenhonig, süßen. Mehrmals tgl. 1 Tasse so heiß wie möglich trinken.

Erkältungsteemischung
20 g Lindenblüten (resistenzsteigernd), 20 g Holunderblüten (schweißtreibend), 20 g Thymiankraut (stärkend), 20 g Kamillenblüten (reizmildernd).